24. Januar 2017

Ist „Glücklich sein“ lernbar?

Meine Meinung zu dem Thema ein klares JA! Aber der Weg dahin ist verdammt schwer und vor allem lang. Nachdem ich einige Jahre mit mehr Tiefs denn Hochs zu kämpfen hatte, kann ich aus eigener Erfahrung berichten. Und ich empfand es eben als „verdammt schwer und vor allem lang“!

Dieses Bewusstmachen, das man jeden Tag das Bett verlassen kann. Das WIE spielt erst mal gar keine Rolle, aber man kann es tun! Das man eben noch nicht aufgegeben hat und am liebsten die Decke über dem Kopf behalten möchte und den Tag sein lassen, wie er will. Und solche Tage hatte ich oft! Da war es mir im Grunde egal, ob ich aufstehe, mich dusche, etwas esse, andere Menschen sich um mich sorgten.

Jetzt bin ich so gefestigt, das ich mich auf den Tag freue und mich nicht davor fürchte. Ich spreche hier ja immer von kleinen Ritualen, ein kleines Lieblingswort von mir. Rituale helfen mir dabei. Ich weiss ja nicht wie es bei euch da draussen ausschaut? Welche ihr habt? Und ob ihr die pflegt?

Ich musste das lernen, nachdem die Kinder größer wurden. Denn die Rituale die ich mit den beiden gepflegt hattem brachen mit dem größer werden weg, waren nicht mehr gewünscht. Also muss man sich selbst welche schaffen. Die einem selbst gehören.

Das Umdenken fand damals in einer ziemlich intensiven und langen Therapie statt, 11 lange Wochen war ich in einer Tagesklinik, wegen einer mittelschweren Depression mit vielen anderen Erkrankungen, die vielleicht dazu geführt haben.
In der Klinik stellte ich eines fest: Ich war immer für alle da, nur nicht für mich selber! Ich hatte mir das Recht abgesprochen, das ich auch für mich gut sorgen darf! Bei anderen konnte ich das soooo gut, nur mich selber habe mich nicht mehr richtig gefühlt. Ich wusste nicht mehr, was ich mit der freien Zeit in der Klinik tun darf, das ich die für mich nutzen kann.

Ich erinnere mich noch gut an die ersten Wochen. Ich kam mir vor wie eine gefangene Hummel im Glas, die permanent gegen die Scheiben des Glases fliegt und sich wundert, warum sie hier nicht raus kann. Ich saß so manche Stunde in der Schaukel auf dem Gang und kam nicht zur Ruhe, die ich eigentlich so dringend gebraucht hätte. Auf einmal war ich zur Ruhe verdammt. Die Pausen zwischen den einzelnen Therapiestunden empfand ich als zu lang, zu überflüssig, ich wollte mehr machen. Das war für mich unnütze Zeit. Das war verlorene (Lebens)-Zeit.
Zur Ruhe und zum Nachdenken verbannt. Eine gefangene Hummel zieht irgendwann die Flügel ein und setzt sich still auf den Boden des Glases und gibt auf. Ich gab dann erst einmal auf, nahm es erstmal hin, das ich nun dort in der Klinik war. Und ab der Hälfte gabs dann ein umdenken, wie ein „Innerliches Klick“, der sich wie ein Donnerknall anfühlte. Und im Grunde gings da ans eingemachte Innere. Wunden brachen auf, Tränen flossen, ich wollte am liebsten alles hinwerfen. Denn ich war der Meinung, das man mir da nicht genug hilft. Aber wer ausser mir hätte mir denn helfen sollen? Die Therapeuten? Die Ärzte? Die Medikamente? Die Gespräche, die erst alles aufwühlten und man dann allein dastand, um die Scherben aufzukehren?

Die Essenz des ganzen, nach 11 Wochen harter Arbeit, war für mich: „Hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand!“ Das mag sich im ersten Moment krass und hart anhören, auch heute noch! Nach fast 4 Jahren danach. Heute kann ich den Satz etwas entspannter sehen. Denn ich bin in erster Linie für mich verantwortlich. Ich muss etwas tun, das ich glücklich bin. Ich muss für mich sorgen lernen. Kein anderer Mensch kann mich (innerlich) glücklich machen! Kein Therapeut, kein Partner … kein Geld der Welt. Ich kann mich jeden Tag entscheiden. Für das Glück oder dagegen.

Einfachheit vs Machtlosigkeit
Einfachheit vs Machtlosigkeit

Ich hab mich für das Glück entschieden, obwohl ich wahrscheinlich noch meilenweit davon entfernt bin, das 100 % richtig umzusetzen. Aber ich habe ja die Wahl. Ich darf nämlich auch mal so richtig unglücklich sein, ich darf auch mal weinen, ich darf auch mal schmollen, ich darf auch mal wüten. Der nächste Tag sieht dann vielleicht schon viel viel besser aus. Ich habe gelernt, das es nicht nur Happy-Tage gibt. Das die anderen Grummel-Tage genauso zu mir gehören! Ich nenn sie Kratzbürsten-Tage 😉 Aber dazu gibts demnächst mal einen eigenen Beitrag!

 

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